Wiederfänge in einer Langzeit-Studie an der Ringelnatter und mögliche Einfluß-Faktoren auf die Populationsentwicklung

Hans Peter Eckstein

Einleitung

Untersuchungsgebiet

Wuppertal liegt zwischen 7° 1’ – 19’ östl. Länge und 51° 10’ – 20’ nördl. Breite, die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge beträgt 1108 mm mit 136 Frosttagen. Das Untersuchungsgebiet in der Kohlfurth liegt 110 m über NN mit einer Fläche von ca. 200 x 500 m.

Das Gelände wird südlich durch die Wupper, im Norden durch einen Radweg und die Schnellstraße L74 , im Westen durch ein Klärwerk und nach Osten durch einen Laubwald eingegrenzt. Diese typische Wupperaue wurde etwa 1978 bis auf das Feuchtgebiet um mehrere Meter aufgeschüttet.

Material und Methode

(c) Hans Peter EcksteinDie Identifizierung zur Wiedererkennung wurde durch ein Foto der ersten 20 Ventralia realisiert, deren Zeichnung lebenslang konstant bleibt (Daan 1974). In einer 33 x 22 x 6 cm Squeeze-Box mit Glasboden wurden die Schlangen durch Schaumstoff fixiert, fotografiert und mit Hilfe eines (inzwischen digitalen) Rollmaßstabes die Gesamt-(c) Hans Peter Eckstein und Schwanzlänge ermittelt. Anomalien der Ventral- und Subcaudal-Schuppen, sowie Verletzungen wurden erfasst. Mit einer mobilen Digitalwaage (Sartorius PT600, ab 1999 BL600) Wägbereich 0...600 g, Ablesbarkeit 0,1 g; Standardabweichung ± 0,1 g wurde das Gewicht der Ringelnattern ermittelt.

Im Untersuchungsgebiet befanden sich über den gesamten Zeitraum eine unterschiedliche Anzahl von Wärmplatten aus Aluminium und Holz; die zu Versuchszwecken mit verschieden großen Schwarzflächen versehen wurden.

Ergebnisse

(c) Hans Peter EcksteinIm Zeitraum Sept. 1986 bis Okt. 2001 konnten im Untersuchungsgebiet 294 Ringelnattern, davon 86 direkt nach dem Schlupf gefangen und untersucht werden. 35 (28 nach mehr als 30 Tagen) Ringelnattern wurden im o.g. Zeitraum 62 mal (55 nach mehr als 30 Tagen) wiedergefangen. Folgend werden Wiederfänge unter 30 Tagen nicht mehr berücksichtigt. Die Wiederfänge liegen in der Mehrzahl in einem Zeitraum zwischen 272 und 1348 Tagen, zwei Weibchen wurden nach 3187, bzw. 3244 Tagen wiedergefangen.  

(c) Hans Peter Eckstien In den Jahren 1987 – 1991 wurden 86 (16 - 1987, 4 - 1989, 20 - 1990, 46 - 1991) Ringelnattern direkt nach dem Schlupf kartiert, von denen vier Individuen nach 1, 2, 3 und 4 Hibernationen wiedergefangen wurden.

   

 

 

Mit Abstand der größte Zeitraum zwischen Fang und Wiederfang war 9 Jahre, nach denen zwei Weibchen wiedergefangen werden konnten.

(c) Hans Peter Eckstein

Drei adulte Weibchen, bei Erstfang über 80 cm (GL) lang, wiesen eine reduzierte Gesamtlänge bei Wiederfang auf.

Als großer Nachteil für die Studie selbst erwies sich die Erweiterung des Eiablageplatzes um das ca. 30 – 40fache, eine ausreichend intensive Kontrolle war nicht mehr möglich; aus diesem Grund konnten seit 1992 keine Nachweise von Gelegen erbracht werden.

Fänge und Kontrollgänge

Nach 5 Untersuchungsjahren wurde die Frequenz der Kontrollgänge im Untersuchungsgebiet um ca. 70 % herabgesetzt, um die Auswirkungen der Studie auf die Fauna zu reduzieren; und da inzwischen ausreichende Erfahrungswerte für die günstigsten klimatischen Fang-Bedingungen vorhanden waren.  

(c) Hans Peter Eckstein

Durch die Veröffentlichung der Telemetriestudie von Mertens [1992], der u.a. das Thermoregulations-Verhalten der Ringelnatter untersuchte, bestand auch nicht mehr die Notwendigkeit, weiterhin mit der hohen Intensität Temperatur-Daten zu erfassen.

Wiederfangzeiträume mit Angaben zur Gesamtlänge und Körpergewicht

Kenn Erst- Gesamt- Gewicht Index Wiederfang Letzter Gesamt- Gewicht Index Zuwachs Zuwachs Hib. S Z-F  Bemerkungen
Ziffer Fang L.in cm in g g/cm  in Tagen Fang L in cm in g g/cm in cm in g   ex    
K132 13.04.91 27 7 0,26 48 31.05.91 27,0 5,9 0,22 0,0  -1,1 - M -  
K10 07.06.87 90 330 3,67 76 22.08.87 96,0 260,0 2,71 6,0  -70,0 - W 3 27.10.87 tot gefunden
K32 10.09.87 15,5 - - 272 08.06.88 21,5 3,4 0,16 6,0

-

1 W   ab Schlupf
K68 20.08.88 19 3,3 0,17 278 25.05.89 21,0 4,1 0,20 2,0 0,8 1 M -  
K232 06.08.98 26 9,5 0,37 280 13.05.99 30,9 8,4 0,27 4,9 -1,1 1 W 1  
K81 09.06.89 65 60,3 0,93 328 03.05.90 66,5 84,9 1,28 1,5 24,6 1 M -  
K217 28.05.95 34,5 12,3 0,36 335 27.04.96 44,5 24,4 0,55 10,0 12,1 1 M -  
K12 09.06.87 72 162 2,25 354 28.05.88 84,0 199,4 2,37 12,0 37,4 1 W 1  
K59 25.05.88 74 159,9 2,16 390 19.06.89 74,0 182,7 2,47 0,0 22,8 1 W 2  
K85 30.04.90 71 92,5 1,30 475 18.08.91 80,0 126,1 1,58 9,0 33,6 1 W 1  
K71 27.03.89 56 37,3 0,67 555 03.10.90 65,0 59,9 0,92 9,0 22,6 1 M -  
K69 28.08.88 62 64,3 1,04 610 30.04.90 66,0 76,1 1,15 4,0 11,8 2 M 1  
K39 10.09.87 17,5 - - 641 12.06.89 33,5 11,3 0,34 16,0

-

2 W - ab Schlupf
K136 23.06.91 28 6,6 0,24 665 18.04.93 50,5 28,5 0,56 22,5 21,9 2 M -  
K76 23.05.89 84,5 264,8 3,13 688 11.04.91 82,0 211,4 2,58

* - 5,0

-53,4 2 W 1 5.90 - GL 87
K214 16.05.95 58 55 0,95 746 31.05.97 79,0 183,0 2,32 21,0 128,0 2 W 2  
K99 24.05.90 25 4 0,16 748 10.06.92 40,5 15,6 0,39 15,5 11,6 2 M 1  
K70 03.09.88 32 11,1 0,35 760 03.10.90 64,0 65,0 1,02 32,0 53,9 2 M -  
K223 19.09.96 29,5 8,6 0,29 952 29.04.99 49,7 34,2 0,69 20,2 25,6 3 M -  
K176 10.09.91 18 2,5 0,14 965 02.05.94 28,0 8,2 0,29 10,0 5,7 3 W - ab Schlupf
K6 01.06.87 68 210 3,09 1074 10.05.90 86,5 387,0 4,47 18,5 177,0 3 W 3  
K63 10.06.88 72 120,9 1,68 1108 23.06.91 85,0 256,4 3,02 13,0 135,5 3 W -  
K50 24.04.88   258   1131 30.05.91 90,0 356,4 3,96

* - 10,0

98,4 3 W 2 10.6.88 - GL 100 cm
K53 09.05.88 83 232 2,80 1150 03.07.91 87,5 259,4 2,96 4,5 27,4 4* W 4 18.01.92 tot gefunden
K21 08.09.87 51 42 0,82 1311 11.04.91 82,0 202,7 2,47 31,0 160,7 4 W 1  
K30 10.09.87 17 - - 1348 20.05.91 54,0 29,8 0,55 37,0

-

4 M 1 ab Schlupf
K26 08.09.87 21 7 0,33 3187 30.05.96 80,0 206,6 2,58 59,0 199,6 9 W -  
K17 13.08.87 84 304 3,62 3244 30.06.96 87,0 321,9 3,70

* - 4,5

17,9 9 W 3 12.5.95 -  91,5 cm GL

Tab. 1: Ringelnatter - Capture/Recapture im Untersuchungsgebiet Wuppertal Kohlfurth von Sept. 1986 bis Okt. 2001

Gesamt-L. - Gedamtlänge; Hib: Hibernationen zwischen Erst- und Letzt-Fang, Z-F: Anzahl der Fänge zwischen Erst- und Letzt-Fang

Diskussion

Folgende Faktoren wirk(t)en sich vermutlich direkt oder indirekt negativ auf die Ringelnatter-Population aus: die Zunahme von Prädatoren (Graureiher, Kormoran), Verkehrstod, Tötung, mutmaßliche Entnahme und wahrscheinlich auch die durch die vorliegende Studie verursachten Störungen.

Vermutlich positiv, allerdings nur bei langfristiger Betrachtung, wirk(t)en sich aus: Pflegeeinsätze (Rücksetzen von Baumaufwuchs, Mahd), Anlage und Pflege von Eiablageplätzen und Amphibien-Laichgewässern.

Offen ist, wie sich der wiederholte Fischbesatz durch Angler des größten, im Abstand von mehreren Jahren austrocknenden Wasserbereiches, auf die Ringelnatter auswirkt.

(c) Hans Peter Eckstein

Danksagung

Ohne die unglaubliche Toleranz und Unterstützung meiner Frau Sabine Günther-Eckstein wäre das Projekt nicht durchführbar gewesen. Danken möchte ich für die langjährige Unterstützung Herrn Holger Meinig (Werther), Herrn Arno Geiger (Recklinghausen), Herrn Prof. Wolfgang  Böhme (Bonn) und der Amphibien und Reptilien AG der B.U.N.D. Kreisgruppe Wuppertal.  

Literatur

die verwendeten Zitate finden Sie unter Literatur - Ringelnatter

 



Erstellt 25.11.2001